CFP: Jahrbuch Exilforschung 2023 - "Exil in Kinder- und Jugendmedien" (15.03.2022)

Call for Papers Jahrbuch Exilforschung 2023:

Exil in Kinder- und Jugendmedien, hrsg. v. Bettina Bannasch, Burcu Dogramaci und Theresia Dingelmaier

 

In der Erwachsenenliteratur des Exils, insbesondere in jüngeren Texten, wird das Exil oftmals aus der Kinderperspektive erzählt und erinnert. Während diese Texte in der Forschung aufmerksam zur Kenntnis genommen wurden und werden, blieb und bleibt die Kinder- und Jugendliteratur des Exils auffallend schwach ausgeleuchtet, einige Klassiker ausgenommen wie Judith Kerrs Als Hitler das rosa Kaninchen stahl oder Lisa Tetzners und Kurt Kläbers Die Kinder aus Nr. 67. Im Gegensatz dazu boomt die Forschung zu aktuellen kinder- und jugendliterarischen Werken, in denen Themen wie Flucht und Migration verhandelt werden; die Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung beispielsweise beleuchtete das Thema 2017 in ihrem Jahrbuch.

Vor dem Hintergrund dieser Forschungslage widmet sich das Jahrbuch Exilforschung 2023 schwerpunktmäßig Werken, die zwischen 1933 und 1945 entstanden sind und/oder Exilerfahrungen aus dieser Zeit beschreiben. Verweise und Einzeluntersuchungen sowie Bezugnahmen auf die Forschung zu anderen – auch internationalen – in Buchform gestalteten Exilerfahrungen, insbesondere im Bereich der Migrations-KJL der Gegenwart oder auch wenig beachtete Publikationen aus der Zeit des 19. Jahrhunderts sind ausdrücklich erwünscht und sollen die bisherige enge Festlegung der Exil-Kinder- und Jugendliteratur programmatisch öffnen. Das Jahrbuch widmet sich dezidiert der Kinder- und Jugendliteratur, ist dabei jedoch offen für ‚Grenzgänger‘ wie etwa Irmgard Keuns Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften. Zum Korpus hinzugerechnet werden kinder- und jugendliterarische Werke, die die Kindertransporte zum Thema haben.

Zudem versteht sich das Jahrbuch als interdisziplinäres Forum, soll Beiträge aus der Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Pädagogik und benachbarten Fächern versammeln. In der Kunstgeschichte ist das illustrierte Kinder- und Jugendbuch oder das Bilderbuch noch wenig erforscht. Zu den beachteten exilierten Zeichner*innen für das Kinder- und Jugendbuch zählt Walter Trier (siehe die Publikationen von Antje M. Warthorst). Zu anderen künstlerischen Autor:innen des Bilderbuchs wie der Fotografin Ylla, die nach Paris und New York emigrierte, ist kaum geforscht worden.

Mit der Fokussierung auf Kinder- und Jugendmedien verbindet sich die Absicht, stärker als sonst üblich an Kinder und Jugendliche adressierte Werke in den Blick zu nehmen, also Bilderbücher und illustrierte Bücher, Comics und graphic novels, auch Filme und Videoinstallationen. Didaktische Überlegungen sollen in allen Beiträgen zwar berücksichtigt werden, nicht aber die Überlegungen maßgeblich leiten. Im Vordergrund sollen vielmehr Analysen der Erzählverfahren und Ästhetik der (Bilder-)Bücher/Medien stehen. Es gilt, vernachlässigte oder vergessene Autor:innen und Werke neu oder aus einem neuen Blickwinkel zu entdecken oder wieder an sie zu erinnern, wie etwa das Kinderbuch „Beatriz und die Platane“ der in Portugal exilierten Autorin Ilse Losa, das kürzlich auf Anregung von Irene Below und Barbara Daiber erstmals in deutscher Übersetzung erschien.

Ziel des Jahrbuchs ist es, auf das beschriebene Forschungsdesiderat in der exilliterarischen Forschung aufmerksam zu machen, Anregungen zu weiterführenden Arbeiten zu geben und Entdeckungen vorzustellen. Ziel ist es auch, eine Brücke zwischen Erwachsenen- und Kinderliteratur zu schlagen und zu zeigen, dass existentielle Grunderfahrungen wie die des Exils vielleicht in besonderer Weise dazu einladen, im Lyppschen Sinne ‚einfach‘ erzählt zu werden.

Bitte reichen Sie Ihre Abstracts (max. 1 DIN A 4 Seite) mit Kurzbiografie in einem pdf bis 15. März 2022 ein.

Die ausgearbeiteten Beiträge (bis max. 40.000 Zeichen inkl. Leerzeichen und Bibliografie) sind erwünscht bis 15. Oktober 2022.

Einreichungen sind zu richten an die Herausgeberinnen des Jahrbuchs 2023:

Prof. Bettina Bannasch (This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.)

Prof. Burcu Dogramaci (This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.)

Dr. Theresia Dingelmaier (This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.)